Gehölze
Es gibt wohl kaum einen Garten, in dem nicht wenigstens ein Baum und einige Sträucher wachsen. Meistens ist der Anteil der Gehölze am Pflanzenbestand sogar recht groß. In jedem Fall tragen sie jedoch in entscheidender Weise zum Erscheinungsbild eines Gartens bei. Geben Obstbäume und Beerensträucher schon dem kleinsten Nutzgärtchen sein unverwechselbares Aussehen, so sind es im Wohngarten anmutige Birken, duftender Flieder, immergrüne Eiben, klimmende Waldreben und flach am Boden kriechendes Immergrün.
Das alles sind Gehölze, die mächtige Eiche so gut wie das nur fußhohe Heidekraut, die köstliche Früchte tragende Birne und die schön blühende Rose. Weder bei den einjährigen Sommerblumen noch bei den Stauden gibt es solche beträchtlichen Unterschiede in den Wuchsformen und der Größe.
GARTENTIPP: Die Gegensätze reichen bei den Gehölzen sogar bis in die Arten hinein, wie die stattliche Fichte mit ihren zahlreichen Zwergformen erkennen lässt. Das muss beim Pflanzen von Gehölzen bedacht werden, soll es keine unliebsamen Überraschungen oder Enttäuschungen geben.
Was sind Gehölze?
Gehölze sind mehrjährig ausdauernde Pflanzen, deren oberirdische Triebe vollständig oder zumindest teilweise verholzen. Im Hinblick auf die Größe und die Wuchsform der Gehölze unterscheidet man Bäume, Sträucher unterschiedlicher Höhe, Zwergsträucher, kriechend oder niederliegend wachsende Sträucher und Klettergehölze. Die meisten unserer heimischen und in den Gärten verwendbaren fremdländischen Gehölze werfen ihr Laub vor dem Eintritt des Winters nach einer mehr oder weniger auffälligen herbstlichen Verfärbung ab.
Immergrüne Gehölze
Diesen sommergrünen stehen die immergrünen Gehölze gegenüber. Zu ihnen gehören die meisten Nadelgehölze, aber auch einige Laubgehölze, wie die Stechpalme oder der Buchsbaum. Eines der wenigen Nadelgehölze, die alljährlich ihre Nadeln im Herbst abwerfen, ist die Lärche. Zwischen den sommergrünen und den immergrünen Gehölzen gibt es außerdem einige Übergänge, die als wintergrün bezeichnet werden, z. B. einige Zwergmispeln, Johanniskraut und der gewöhnliche Liguster.
Die Geschichte der Gehölzer
Schon in frühester Zeit haben die Menschen in der Nähe ihrer Anwesen fruchttragende Bäume und Sträucher gepflanzt. In Mitteleuropa waren es zunächst der Holzapfel, Süß- und Sauerkirsche, die Haferschlehe, der Holunder und die Haselnuss sowie Stachelbeere, Himbeere und Brombeere. Mit den Römern gelangten dann die Vorläufer der heutigen Kultursorten von Apfel und Birne, auch Aprikosen, Pflaumen und die Weinrebe immer weiter nach Norden.
Durch die sich vom Mittelalter an beachtlich weiterentwickelnde und ausbreitende Gartenkultur fanden nach und nach auch mancherlei Ziersträucher und Zierbäume Aufnahme in die Gärten. Die anfänglich als Heilpflanze gezogene Rose erfreute sich bald großer Beliebtheit und war als Damaszener- oder Monatsrose, Zimtrose und Moosrose sehr verbreitet.
Vom Balkan kamen der Flieder und die Rosskastanie, und schließlich wurden auch aus den neu entdeckten überseeischen Ländern immer mehr bis dahin völlig unbekannte Pflanzen nach Europa gebracht. Im Laufe der Zeit haben sich dann viele dieser aus China, Japan und Nordamerika stammenden Bäume und Sträucher so bei uns eingebürgert, dass sie heute kaum noch als fremdländisch empfunden werden.
Einige sind aus der gärtnerischen oder forstlichen Kultur heraus auch bereits verwildert, wie die aus Nordamerika stammende Robinie oder Falsche Akazie. Außerdem haben sich bald auch namenhafte Züchter der eingeführten fremdländischen Gehölze angenommen und sie mit der Zeit zu den uns bekannten schönen und reich blühenden Bäumen und Sträuchern gemacht, ohne die gärtnerische Anlagen heute kaum noch denkbar sind.
Angesichts der Fülle und Vielfalt aller dieser aus den entlegensten Weltgegenden zu uns gebrachten Gehölze und der zahlreichen im Laufe der Zeit entstandenen Züchtungen werden unsere heimischen Bäume und Sträucher oft leider etwas vernachlässigt, und das ganz zu Unrecht, gibt es doch unter ihnen viele, die sich durchaus sehen lassen können. So steht die Kornelkirsche mit ihren schon im März erscheinenden gelben Blüten der viel bewunderten Zaubernuss aus Ostasien nur um weniges nach, und auch der Haselnuss lässt sich kaum ein vergleichbares Gehölz an die Seite stellen.
Auch der Schneeball mit der gefüllt blühenden Form `Roseum`, die Schlehe, der Besenginster und das üppig schlingende Waldgeißblatt lassen es an eigenartiger Schönheit nicht fehlen.
Definition heimische Pflanzen
Als bei uns heimisch gelten alle jene Pflanzenarten, deren natürliches Verbreitungsgebiet -in Mitteleuropa liegt oder diesen Raum mit einschließt. Nur wenige sind in ihrem Vorkommen ganz auf Mitteleuropa beschränkt. So kann man den märkischen Kiefern bis zu den Pyrenäen, bis in den Norden Skandinaviens und weit nach Sibirien hinein folgen.
Unsere heimische Rotbuche ist auch in den Gebirgen Siziliens anzutreffen, und die kleine Preiselbeere wächst auch in Japan, auf Grönland und im arktischen Nordamerika- Andererseits treffen in den Ländern Mitteleuropas viele Pflanzenarten aufeinander, deren Hauptverbreitungsgebiete im ozeanisch beeinflussten Westeuropa, im kontinentalen Osteuropa, im skandinavischen Raum oder südlich der Alpen liegen. Eine solche Pflanze ist die Giokkenheide, die bei uns ihre östliche Verbreitungsgrenze hat.
Zu den von Norden her über das Küstengebiet der Ostsee mehr oder weniger weit in das Binnenland verbreiteten Arten gehört die Krähenbeere. Von den kontinentalen Steppengebieten nördlich des Schwarzen Meeres her strahlen in unseren heimatlichen Steppen- und Felsheidenstandorte vor allem viele Staudenarten aus. Als eines der wenigen Gehölze dieser meist als pontisch bezeichneten Pflanzenarten ist die stellenweise bei uns vorkommende Strauch- oder Steppenkirsche zu nennen.