Diverse Haus-Arten
Es gibt viele Möglichkeiten, ein Haus zu definieren, Haustypen zu identifizieren, deren wichtigste hier zusammengestellt sind. Häuser können nach Baumethoden und Technik, Stil und Gestaltung oder entsprechend der Benutzung beschrieben werden, wobei es durchaus zu Mischformen kommt.
Eine der gängigsten Methoden ist, ein Haus nach der Zahl der Wohneinheiten zu beschreiben. Dann reicht die Spannweite vom einzeln stehenden Einfamilienhaus, über Doppelhaus, Reihenhaus und Mehrfamilienhaus bis zum großen Mietshaus, das hierzulande bis zur Wohnmaschine degenerieren konnte.
Einzelhäuser (freistehende Häuser) sind und waren ein Privileg wohlhabender Bauherren, denn sie benötigen am meisten Baugrund, egal ob es sich um ein Fertighaus, Modulfertighaus oder Massivhaus handelt. Diese mehr bautechnischen Spezifikationen können auch bei Doppelhäusern und Reihenhäusern beobachtet werden. Beim Einzelhaus und eingeschränkt beim Doppelhaus können Bauherren und Architekten im Rahmen eines örtlichen Bebauungsplanes mehr oder weniger eingeschränkt gestalterisch tätig sein. Zwang zu Flachdächern, Giebelausrichtungen, Baugröße und Baumaterial im Außenbau haben häufig den gestalterischen Spielraum auf den Innenbereich beschränkt.
Das "Architektenhaus" ist nach wie vor die Idealvorstellung eines Einzelhauses. Dabei fallen die Kosten für einen guten Architekten weniger ins Gewicht als die Materialbeschaffung, die Konstruktion der Haustechnik und die Baulogistik. Tendenziell kosten individuelle Dachlandschaften, Terrassen-, Pool- und Gartengestaltungen aber erheblich mehr als "Häuser von der Stange". In Architektenhäusern wird auch höherwertiges und meist teureres Baumaterial eingesetzt als bei Standardaufgaben. Vergleichende Untersuchungen von Architektenkammern haben aber gezeigt, dass Mehrkosten, die ausschließlich durch gutes Design und nicht durch Sonderwünsche von Bauherren entstanden sind, bei den Mehrkosten im Bereich von fünf Prozent gelegen haben.
Das Einzelhaus, ob klassischer eingeschossiger Bungalow, Maisonette-Haus oder Architekten-Villa, benötigt den größten Aufwand an Energiesparmaßnahmen, ermöglicht aber oft auch die größte Spielbreite bei der Gestaltung von ausgesprochenen Niedrigenergie-Häusern. Bei toleranten Baubehörden können Gestaltung und energiebezogene Bautechnik im Einzelhaus am besten realisiert werden, bis hin zu exzentrischen Haus-Modellen, die sich, drehbar gelagert, immer der Sonne zuwenden. Allgemeine Vorschriften über Energiesparmaßnahmen breiten sich durch den Gesetzgeber zwar ohnehin aus, doch ein Niedrigenergiehaus benötigt mehr als Wärmedämmung. Bei vielen der meist singulären Häuser muss sich die aufwändige und teure Technik für Energiegewinnung und Speicherung zusätzlich im Entwurf widerspiegeln, und sie muss auch untergebracht werden. Energiesparhäuser, die an eine dezentrale kommunale oder genossenschaftliche Wärmeversorgung zum Beispiel aus Erdwärme oder gewerblicher Abwärme angeschlossen sind, können auf groß dimensionierte Warmwasserspeicher verzichten.
Die Bautechnik spielt für den Gestaltungsspielraum eine größere Rolle als für die Haltbarkeit. Holzhäuser in Skandinavien - auch in Fertigbauweise - haben sich als ebenso witterungsbeständig erwiesen wie mitteleuropäische Ziegelhäuser. Das Augenmerk muss vor allem auf den Feuchtigkeitsschutz des Fundaments bzw. Kellers und die Qualität des Daches und seiner Auflager gerichtet werden. An diesen beiden übergangsstellen zum Wandaufbau können auch schlecht konstruierte oder an Klima und Umgebung nicht hinreichend angepasste Massivhäuser früh Schaden erleiden. In Nordamerika haben sich Holzkonstruktionen aus von Natur aus besonders langlebigem Holz als sehr widerstandsfähig gezeigt. Die immer noch verbreitete Verwendung von Redwood aus der Familie der Zypressen-Gewächse hat dort aber zu nachhaltigen Umweltschäden durch eine verfehlte Forstpolitik und Holzwirtschaft geführt.
Zu den Holzhäusern gehören auch Blockhäuser, Bohlenhäuser und in Mischtechnik Bundwerkhäuser, wie sie im alpinen europäischen Raum noch heute gebaut werden. Eine Untergruppe der Holzhäuser stellen Fachwerk- und Ständerwerkhäuser dar, deren auch landschaftlich geprägte Vielfalt hier nicht weiter erläutert werden kann. Auch sie sind energietechnisch und bezüglich der Haltbarkeit und Stabilität gut beherrschbar. Gerüst- oder Ständerbauten aus Metall sind nachträglich leichter umzubauen als konventionell errichtete Gebäude. Häuser, insbesondere Wohnhäuser mit überdimensionierten Glasflächen in der Nachfolge der Bauhausarchitektur kamen wegen der Isolierungs-Problematik aus der Mode. Sie sind aber bei entsprechendem technischen und finanziellen Aufwand durchaus noch realisierbar. Bei Grundkonstruktionen aus Metall und auch aus Stahlbeton entstehen besondere Probleme der Wärme- und Schall-Leitung. Sie müssen daher sehr genau berechnet, konstruiert und frei von sogenannten Brücken sein.
Mehrparteien-Häuser sind grundsätzlich hinsichtlich der Wärmedämmung, der Gestehungskosten und der Unterhaltskosten günstiger als Einzelhäuser. Bei ihnen muss aber die Schalldämmung innerhalb des Gebäudes zur Vermeidung der Belästigung von anderen Parteien besonders gut konstruiert sein, damit nicht das immer noch typische Manko vieler Miethäuser auftritt, in denen man den Nachbarn husten und die Toilettenspülung vom anderen Ende des Gebäudes hören kann. Im Rahmen von Mehrparteien-Häusern gibt es die Luxusvariante des Penthouses, das aber mit wenigen Ausnahmen konstruktiv wie ein Einzelhaus gesehen werden muss.
Man kann Haustypen auch über Grundgestehungskosten beschreiben. Hier setzt sich zunehmend der Begriff "Billighaus" durch, der aber nicht auf mangelnde oder minderwertige Bauausführung hinweist. Typische Billighäuser sind die im Preisgefüge abgestuften Fertighäuser, die vom Kompletthaus bis zum teilweise individuell gestalteten Modulhaus reichen, bei denen anders als beim Bauherren-Haus vor allem die Haustechnik wegen der Standardisierung günstiger kalkuliert werden kann. Dies gilt auch beim Häuserkauf von Bauträgern. Vor allem aus den Niederlanden wird zunehmend die Tendenz übernommen, Häuser nicht mehr zu unterkellern. Dort macht es insbesondere beim Siedlungsbau auf Polderland wegen der Grundwasserfrage Sinn. Die geschlossene Fundamentplatte hat über ehemaligem Meeresboden aber vorrangig eine Schutzfunktion, die das sogenannte "Billighaus" als Nebenprodukt ergibt.
Eine Sonderform von abwechslungsreichen Haustypen entsteht beim Bau von Häusern in Feng-Shui Siedlungen. Sie stellen, nicht zuletzt auf Grund der Feng-Shui Lehre, einen Mischtyp aus Bauherren- und Bauträger-Modellen dar. Feng-Shui-Häuser sind angepasst an bestimmte Siedlungsgestaltungen und Idealvorstellungen von Haustypen und Materialverwendung, lassen dem Käufer oder Bauherren aber nur eingeschränkte Gestaltungsmöglichkeiten und sind auch bei preisgünstigem Baumaterial nicht unbedingt Sparobjekte. Rein technisch unterscheiden sich Feng-Shui-Häuser kaum von konventionellen Konstruktionen.
Unterteilt man Haustypen aber noch nach Grundstilen und teils regional üblichem Baumaterial, sind der Vielfalt keine Grenzen gesetzt. Man kann Hauswände mauern oder aus Beton gießen, verputzen, veredeln oder verkleiden. Sichtwände kann man aus Holz, Ziegeln (Klinkern) oder mit Hausteinen und Glasziegeln erbauen. Pultdächer, Satteldächer oder Walmdächer können einfirstig, mehrfirstig oder geschwungen mit Schindeln, Reet, Schiefer und Dachplatten aus Ziegel oder Spezialbeton gedeckt werden.
Ein Haustyp kann sich an historischen Vorbildern anlehnen, dem englischen oder niederdeutschen Landhausstil, oberdeutschen Traditionsformen oder klassischen Vorstadtvillen angeglichen werden. Ein Haustyp kann konventionell oder funktional sein. Im Idealfall ist ein Haus eine öffentliche Visitenkarte des Bewohners und auf mehr als die eigene Lebensspanne ausgelegt.